Montag, 26. März 2012

"Hund"herum glücklich


Martin... (2008)


Ein "Sonnenhund" kann kein Wässerchen trüben...
... ist mein kleiner Jack-Russel-Terrier, weißes kurzhaariges Fell, das egal wo sich Hundi niederlässt, einfach klebenbleibt als hätte es Widerhaken und sich im Stoff verfängt. Martin hat eine unverkennbare Kennzeichnung des Fells, obwohl weiß – hat er auf der linken Seite in Höhe der Lenden ein schwarzes Mal so groß wie eine Kinderfaust, sieht aus wie ein Tatoo. Das linke Ohr schlappt braun über dem ebenfalls braun umrandeten Auge. Er ist mittlerweile vier Jahre alt und aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Warum gerade „Martin“ als Hundenamen? Tja, Bello, Schnuffi oder Waldi wäre mir zu unspezifisch gewesen. Außerdem spielte der Tag des Hundekaufes eine wichtige Rolle – nämlich der Martinstag. Es ist überaus drollig, wenn ich ihn rufe und sich ein Mitbewohner aus dem Nebenhaus auch umdreht. Mittlerweile hat der Herr sich daran gewöhnt, dass ich eigentlich meinen Hund meine, wenn ich laut einen „Martin“ zur Ordnung rufe, was uns aber niemals davon abhält, einen kleinen Plausch zu halten. Die Hundenamen sind heutzutage durchaus amüsant. Ein Winzling, wie ein Yorki heißt Herkules, ein Boxer ist Franz oder auch Otto, andere Jack-Russel nennt man Oskar, ein grauer Westi hört auf den Namen Felix. Eine Dackeldame heißt Klara und trägt ein Halsband auf dem „Prinzessin“ und auf der anderen Seite „Zicke“ zu lesen ist. Der stolze Besitzer weist damit wahlweise auf die Launen seiner Hündin hin. Wir Hundebesitzer sind sowieso eine Sorte für sich. Wir Hundebesitzer sind stolz solche zu sein und gehen mit erhobenem Haupt durch die Welt. Man grüßt sich, wenn man sich begegnet, auch wenn man sich nicht kennt. Man kann sich ja noch miteinander bekannt machen – und meist sorgen unsere Vierbeiner dafür ( mit Schuffeln, Schwanzwedeln oder abweisendem Knurren, Zähnefletschen und aufgestelltem Rückenfell – auch „Bürste“ genannt). Irgendein Thema findet sich schnell, das uns dann sofort verbindet und sogar verbündet. Man schimpft unentwegt über liegengelassene Hundehaufen, die lästigen Fußgänger und rücksichtslose Radfahrer im Park und auf das Ordnungsamt. Eben dieses Ordnungsamt versucht fehement den Leinenzwang für alle Hunde, unter Androhung von Repressalien, wie Ordnungsgeld, durchzusetzen. Am besten ist es jedenfalls, dem Ordnungsduo aus dem Weg zu gehen oder es zumindest zu versuchen, wenn Hundi nicht angeleint ist. Manche Hundebesitzer fröhnen auf diese Art und Weise Unmengen für ihre leinenlosen Vierbeiner hinein in die Stadtkasse. Ich selbst habe meinen kleinen Rüpel in der Stadt oder auch im Park an der Leine. Gelernt ist gelernt! Es reicht, Hundesteuer für nichts – also keine Gegenleistung- an die Stadt abzuführen. Außerdem ist unser Hundi, obwohl gut erzogen, per Leine besser handzuhaben. Ein gutes Thema ist auch so richtig ekeliges Sauwetter, ...

...da sind nämlich alle Hunde supersaudreckig nach dem Spaziergang. Und der geplagte Hundebesitzer muss bis zur Halskrause dreckige und in Matsch getauchte Hunde säubern, baden, trocknen – also der Wohnung wieder zugänglich machen. Da wird schon mal vom saudreckigen „Köter“(als akzeptable Liebkosung) gesprochen. Außerdem haben nasse Hunde ein fast unwiderstehliches O’deur, sprich der Hund, besser sein Fell riecht irgendwie unangenehm, gewöhnungsbedürftig. Wenn unser Hund nass ist, sieht er mit seinem kurzen weißen Fell und der schwarzbefleckten Haut darunter außerdem noch aus wie eine übergroße Wasserratte. Baden geht unserer Kleiner eigentlich nur in der warmen Jahreszeit – eben zum Abkühlen während eines rasanten Spazierganges bei dem die Spielbälle nur so fliegen und dann von ihm geholt werden müssen. Da taucht „Herr“ Hund doch mal ins Wasser ab, planscht ausgiebig um nach kurzem Schütteln – das ganze Wasser muss ja aus dem Fell wieder raus - wieder loszurennen um die Bälle zu haschen. Der Begriff „Herr Hund“ (ungarisch „kutya ur“) stammt von meinem leider schon verstorbenen Schwiegervater in Ungarn , der damit sagen wollte, dass man doch dem Hund einen gewissen Respekt entgegenbringen und seine Bedürfnisse beachten sollte, auch wenn der Hund im Familienrudel in der Reihe der Letzte ist. Man sollte den Hund eben mit „Sie“ ansprechen. Wobei gerade Dorfhunde (Stadthunde habe ich in Ungarn noch nicht kennengelernt) in Ungarn eher rüpelige aber auch Kinder liebende Wachhunde und Restefresser sind. Wir hier achten, weil Hundi ja gesund bleiben soll, darauf, dass Essensreste vom Tisch besser nicht im Hundenapf landen sollten. Wir füttern brav Pedigree, Cesar, Bonzo und Co. Aber unser ach so gut erzogener Hund konnte sich leider bei einem Urlaubsaufenthalt im Heimatdorf meines Mannes nicht wirklich beherrschen. Er fand den übergroßen Fressnapf (eine ein viertel Meter im Quadrat große rosafarbene Plasteschüssel) der dort auf dem Hof heimischen zwei Mischlingshunde zu anziehend und verdrückte (obwohl seine Portion schon gegessen) voller Freude, aber auch sehr zügig, mit den Vorderpfoten in der Schüssel stehend, das Abendbrot der anderen Hunde. Schielte ab und an zur Seite, ob denn ihm auch keiner (egal ob anderer Hund oder wir) die Zusatzmahlzeit – Reste vom Paprikahuhn mit Nockeln - strittig machen wolle. Das Ende vom Lied waren dann zwar Bauchschmerzen, aber er hatte sich die Mahlzeit erobert. Eine andere Sache war es, daß Martin der erste Hund auf dem Hof meiner Schwiegereltern war, der im Haus übernachten und sich auch drinnen aufhalten durfte. Hofhunden ist das gewöhnlich nicht gestattet. Sie leben auf dem Gelände der Besitzer in einer Hundehütte. Selbst bei einem fürchterlichen Gewitter - das Hundegehör verträgt das Grollen des Donners nicht sonderlich gut - wird so ein armer Kerl von Hund wieder an die frische Luft gesetzt und seinen Ängsten überlassen. Aber so ist eben das Los der Hofhunde.
Hundeerziehung ist auch so eine Sache. Wir haben sie bisher gut durchgezogen. Aber es fällt uns nicht immer leicht, konsequent zu sein. Wie kann ich schon den braunen Hundeaugen widerstehen, die mich bettelnd ansehen? Und wie kann ich Fremden oder auch Freunden nahebringen, dass mein Hund ein Hund ist, und als solcher behandelt werden muss - ohne dass ich in irgendwelche Fettnäpfe trete und Befindlichkeiten oder besser Empfindlichkeiten der Leute übersehe ( Hundi guckt ja soooo niedlich und muss auch noch gestreichelt werden)? Unser kleiner Rüpel ist jedoch nicht wirklich ein Streichel- und Schoßhund. Auf den Schoß durfte er von Anfang an nicht. Und Streicheleinheiten nimmt er nur von, von ihm selbst ausgewählten Zweibeinern in Empfang. Diesen Sachverhalt anderen Leuten halbwegs nett und verständlich rüberzubringen ist schwierig. Ja, als Hundebesitzer ist das Leben unendlich vielfältig und interessant.
Zu bemerken wäre da noch folgendes: Bis ich mir damals ziemlich schnell und plötzlich unseren Martin (einen knuddeligen sieben Wochen alter Welpen) zugelegt hatte (mein Mann war damals mehr als überrascht und kennt den Kaufpreis bis heute nicht), fürchtete ich mich vor allen Hunden. Ich hatte einfach Angst davor, gebissen zu werden und so war es mein ganzes bisheriges Leben lang. Erst als Hundebesitzer habe ich gelernt, mit meiner Angst umzugehen und sie zu überwinden. Ich lernte meinen Hund kennen, seine Gestik, seine Körpersprache, ich befasste mich mit der Natur der Vierbeiner. Heute ist diese Angst einfach weg, weil ich die Hunde einzuschätzen kann. Mein kleiner Martin hilft mir dabei. Meist sagt er mir auf seine Weise, was er vom Gegenüber – egal ob Hund oder Mensch - hält. Ich muss dann diese Aussage verstehen, bewerten und umsetzen können. Als Hundebesitzer habe ich die große Verantwortung auf mich genommen, so ein kleines „Raubtier“ zu erziehen und einen sicheren Umgang mit ihm zu gewährleisten. So nun Schluss der Hundephilosophie! Mein kleiner Rüpel setzt sich gerade zu x-ten Male neben mich hin und schaut mit seinen braunen Augen bittend zu mir hoch – ein untrügliches Zeichen mir zu sagen, dass er mal raus muss. Außerdem müssen wir noch in unseren Garten, meine Terassenpflanzen vor Erfrierung zu schützen, da die Wetterfrösche für heute Nacht leichten Bodenfrost angesagt haben. Martin kommt da mit – dort kann er mit uns nach Belieben und Herzenslust rund um die Gartenanlage über die Felder mit uns spazieren gehen, schnüffeln und seinen Bällen nachjagen oder nur mal neben uns her troddeln – ohne lästige Leine und ohne den strengen Blick der Ordnungshüter. Einfach mal nur Hund sein!

Nachtrag 2012: Martin ist mittlerweile vier Jahre älter, aber immernoch so wild wie vor vier Jahren und ich kann seinen braunen Hundeaugen immernoch kaum widerstehen...

Bild (selbstverständlich mit einem freundlichen "Wuff" von Martin eingefügt),
Text und Idee by Frauchen GerdtrudWalter