Montag, 11. November 2013

Nie mehr langweilige Schnürsenkel!

... mit dieser Maxime zog ich heute mit meinem Drahtesel Richtung Innenstadt von Erfurt. Alle auf dem Weg liegende Baustellen nerven seit Wochen. Wer will schon in der Baugrube landen oder den Fußgängern die Hacken abfahren. Außerdem möchte ich meinem Fahrrad, besser den Rädern desselben, keinen Schaden zufügen. So ein platter Reifen schwört sofort wieder andere Probleme herauf. Also, Vorsicht! Das Gelände neben den Baustellen ist unwegsam, eng und mit unerwartet vielen spitzen Steinen gespickt. Großzügiges Umradeln ist notwendig, kostet natürlich auch ordentlich Umfahrungszeit ... Das Wetter war eher bescheiden, grau in grau, regnerisch, leicht windig. Also kein Grund laut loszujubeln. Aber ich hatte ja ein Ziel: Schnürsenkel für meine schon etwas älteren rehbraunen flachen Winter-Treter aus Rauhleder. Ich möchte sie noch nicht ausrangieren, sie sind super bequem und warm, eine neue Einlegesohle liegt auch schon bereit, haben den Used-Look, der derzeit in der Modewelt angesagt ist. Nur die Schnürsenkel sind einfach schrecklich. Die Originale sind längst in den ewigen Jagdgründen verschwunden und triste schwarze einfallslose Schuhbändel verunstalten seit dem letzten Winter meine heißgeliebten Galoschen.
Also Fahrrad anschließen, Mini-Rucksack auf den Rücken, Brille in die Jackentasche und los. Der erste Anlauf ließ Hoffnung aufkommen. Ein quirlig bunter Laden mit tausendfachem Schnickschnack, den eigentlich keiner wirklich braucht. Und ... es gab bunte Bändel in quietschigem Couleur - einfarbig oder regenbogenfarben. Nach kurzem Überlegen - nein, doch nicht die richtigen! Passt irgendwie nicht zu mir. Das tue ich meinen Schuhen und mir nicht an. Fahrrad vom Schloss erlösen, Mini-Rucksack vorn in den Fahrrad-Korb und zur nächsten Einkaufsmöglichkeit schieben. Wieder ein schöner quietschbunter mit tausend Ideen geschmückter Verkaufsraum, nur keine Schnürsenkel ... Wie das eben so ist, machte ich mich auf die Suche nach anderen "wichtigen" Sachen. Mir kam die Idee, daß ja schmales farbiges Geschenkband auch meinen Ansprüchen gerecht werden könnte, also, zwei Rollen rot/gold und braun/ kariert mit Silber in den Einkaufskorb gelegt. Der Rundgang bescherte mir noch einen tollen Aufkleber für meinen Lap-Top, Popkorn für die Mikrowelle, Tee mit Kokosnuss-Aroma (eine Probe wert!) und alles zu moderaten Preisen, versteht sich. An der Kasse kurz vor dem Bezahlen fiel mein Blick noch auf Stöpsel für Waschbecken, natürlich mit bunten Bilden oben drauf. Nein, das war dann doch zu viel des Guten! Nur schnell raus hier! Alle Dinge und mich auf's Fahrrad - in Radeln-Wieder-Erlaubt-Zone der Innenstadt. Leider blieb mein Blick nun doch noch an einem interessanten Shop hängen. Alles runter vom Bike, anschließen - nein hier nicht - Schild mit Verbot für Fahrrad abstellen, kurzer Blick nach links - ein Bauzaun - ja, dort ist es gut. Eigentlich wollte ich dort schon neulich mal reinschauen, hatte aber zu viel Gepäck dabei - heute sieht es etwas besser aus, nicht ganz so viel Klimbim dabei ... Zielgerichtet stürme ich in Richtung Deko-Bänder, finde auch gleich das Richtige. Schnell noch eine Häkelnadel schnappen. Verflixt, wo steht hier denn bloß der Preis? Ah, Kategorie A-Z. Und wo ist die Liste? Ich entdecke sie links oberhalb des Regals fast zwei Kopfhöhen über mir, fast zu klein gedruckt, gerade noch ohne Sehhilfe lesbar, bin mit dem Preis einverstanden. Deko-Band - Meterware - abmessen lassen und alles bezahlen. Wieder auf's Rad, vorher alles richtig draufpacken und ab geht's nach Hause - endlich die neue Kreation ausprobieren ...

Copyright by GerdtrudWalter

Dienstag, 7. Mai 2013

Wie Hund und Katze ...

Die Menschen teilen und ordnen sich nach vielen Kategorien selbst ein oder werden eingeordnet. Themen und Dinge können Menschen einander näher bringen oder sich feindlich gesinnt sein lassen. Bei den Hunden sind die Lager eindeutig getrennt - Hundeliebhaber oder Hundehasser. Dazwischen gibt es nix. Wer das trotzdem behauptet, lügt das Blaue vom Himmel herunter. Ich selbst hasse diejenigen, die vornherum uns Hundebesitzer umschmeicheln und hintenrum, so hinter dem Rücken, uns und unseren Vierbeiner ganz schlecht anderen Mitmenschen gegenüber aussehen lassen .
Ich dachte bis gestern eigentlich, meine Mitmenschen ganz gut zu kennen, bis mich einer direkt frontal ohne Vorwarnung vom Gegenteil überzeugt hat. Man wohnt zusammen in der Nachbarschaft redet und schwatzt so über alles Mögliche, ist höflich, nett und freundlich zu einander. Meinen Hund kann man auch ganz gut leiden, er stört nicht, beisst nicht, freut sich über jeden freundlichen Menschen, ist freundlich (wenn man auch freundlich zu ihm ist ... ist dann meine Aufgabe aufzupassen, was der Köter gerade im Hirn hat), bellt sehr wenig, entleert sich nicht auf dem gemeinschaftlichen Hof (wird aber auch immer ausgiebig beäugt hinter den Gardinen) etc. Na ja, ich kenne eben die Mentalitäten der Bewohner.
Also, gestern war's, wir saßen im friedlichen Grüppchen beim Geburtstags-Bierchen eines guten Freundes im hinteren Teil des Gemeinschaftshofes im Pavillion. Wir schwatzten, warfen dem Hund die Bälle, es war endlich mal warmes trockenes angenehmes Wetter ... Da lief gemächlichen Schrittes eine schwarz-weiß gescheckte Miezekatze etwas weiter entfernt in Richtung Hof- und Garagenausfahrt hinüber. Und nix wäre gewesen, wenn nicht aus unserer Gruppe jemand diesen Zustand laut geäußert hätte. Mein Hund noch im Ball-Schnüffel-Such-Fieber beschäftigt, hört nur "Schau mal, da, ... Katze ..." Hund dreht sich sofort in die Richtung sieht dort wirklich in einiger Entfernung die Miez vorbeischreiten, lässt Ball Ball sein und rennt im Affenzahn hinter ihr in Richtung Ausgang zur Straße hinterher. Ein Brüller meinerseits. "Martiiiiiin, neeeiiin, zurüüüüück ... " hallte nur an den Hauswänden ringsherum wider, Hund war an Katze mehr interessiert. Mir blieb fast die Spucke weg und das Herz stehen. Ich fluchte leise innerlich: "... wie könnt ihr nur so was so laut sagen!" und rannte dann meinem Hund nach. Gott sei Dank, kam der Rüpel im nächsten Augenblick wieder um die Ecke und zu mir zurück. Vom Balkon im zweiten Stock hörte ich ein lautes Lachen und  "Das war eben doch nur eine Katze...!" Meine Aufklärung, daß in der Richtung ja die Straße läge und dort auch Autos führen, wurde mit den Worten honoriert: " Macht ja nichts, ist nicht so schlimm, dann ist er eben auch weg...!" Mir blieb zum zweiten Mal die Spucke weg und das Herz fast stehen, jetzt über soviel Tierhass. Ergo, einer weniger, dem ich beim Gang über den Hof Aufmerksamkeit zollen muß und dessen Geschichten und Probleme ich mir nun nicht mehr anhören werde. Punkt.
Wir Hundebesitzer werden leider immer alle in einen Topf geworfen. Jeden Tag beißt irgendwo ein schrecklicher Hund zu und hunderte kacken auf die Wiese. So trennen sich die Menschen und ordnen sich dann selbst wieder zu. Sie verbreiten Leid in den Herzen der Hundeliebhaber. Die Hundehasser können das nicht verstehen, die wissen nur, daß Hunde ständig beissen, böse sind, überall hinkoten und total überflüssig sind. Überzeugungsarbeit dahingehend zu leisten ist sinnlos. Sie wissen nichts über Tiere und wollen es auch gar nicht wissen, über ihren Charakter und ihr Verhalten den Menschen gegenüber, geschweige denn über "Tierliebe". Sie bleiben lieber auf der Seite der Hundehasser, das ist auf jeden Fall viel bequemer, man schwimmt im Strom mit, kann so wunderbar über Hunde und Hundebesitzer verbal herziehen und dazu noch seinem und dem gemeinsamen Hundehass fröhnen ... Einfach schrecklich! Oder?

copyright by GerdtrudWalter

Freitag, 1. März 2013

Menschliche Schwächen bringen Stärke ins Leben


Ach, Mensch, was für eine gequirlte Sch... !!!

Kennt Ihr diese fast verzweifelungswürdige und schmuddelige Aussage ? Sicher hat sie jeder schon mal verwendet ...
Meist äußert man sich auf diese Weise laut allein im Selbstgespräch oder gegenüber guten Freunden, wenn sich schwierige Situationen im Leben häufen oder gar ineinander greifen. Man ist echt verzweifelt und hofft, sich so etwas Luft zu schaffen mit seinen Emotionen und sich auftürmenden Gedanken. Eines ist auf jeden Fall gut, die Erkenntnis, daß sich da etwas schwer Verdauliches stapelt in der Seele, was auch auf das körperliche Wohlbefinden Auswirkungen hat, den Alltag grau erscheinen läßt, entmutigt, demotiviert etc. Und es ist bestimmt nicht das graue schmuddelige Komm-Endlich-Winter-Ende-Wetter!
Darüber sprechen, mit jemandem, der sich auskennt oder einfach nur zuhört wäre echt super. Meist findet man sofort mehrere verständnisvolle empathische Erdenbewohner im professionellen und privaten Umkreis.
Manchmal trifft man aber auch auf verständnislose arrogante gefühlslose Mitmenschen, die der Ehrlichkeit und Menschlichkeit des Gegenüber gar nicht ab können. Das Disaster ist dann perfekt! Auf meiner Seite...
Was erwarte ich denn von meinem Gegenüber?
Am besten, er geht mich schräg an und meint, ich soll mich nicht so haben, faltet mich dann ordentlich zusammen, bringt totales Unverständnis auf, macht mir Vorwürfe ohne Ende, redet mir Schuldgefühle ein, läßt Emotionen nicht zu. Keine Chance auf gegenseitiges Verständnis. Wieso habe ich mich und meine mein Leben nicht im Griff?  Los vorwärts, Androhung von Zwangsmaßnahmen und Übergang zum Tagesgeschäft, nächstes Thema ( genauso schlecht... ) Tschüß, schönen Tag noch! Gefühl: wie an die Wand geklebt oder besser ungespitzt in den Boden gestampft zu werden ... Oh, Mann! Sowas ist echt hilfreich in persönlichen Krisenzeiten und absolut demotivierend! Ist ja auch einzig und allein mein Problem, wenn ich damit nicht zurecht komme! Ist meine Schwäche, aus und basta!
DAS war dann mit Sicherheit der absolut falscheste Gesprächspartner auf der ganzen Welt. Er hat keine Ahnung von mir als Person, was ich denke und fühle, als Individuum! Wollte auch nicht mich als Menschen sehen und kennen, für ihn bin ich nur eine Sache, ich soll funktionieren, abhaken und fertig. Möchte ich so behandelt werden, als Sache? Möchte überhaupt jemand so behandelt werden? Kann ich mir nicht vorstellen! Leider muß man manchmal mit dem "falschesten" Gesprächspartner vorlieb nehmen, man hat keine Wahl...
Der Knoten im Bauch wächst überdimensional,  meine Familie leidet mit, man könnte echt ins Kissen beissen und mein Bauchgefühl sagt mir nichts Gutes... Na, hoppla das hatte ich doch schon mal, so vor ca. 3 Jahren.. Wie war doch da gleich die Lösung gewesen?... Also, tief durchatmen, alles wird gut, die Zeit heilt viele Wunden, sich nicht auf den Ärger einlassen, Schwächen sind die Stärken im Leben, den Fokus auf das Gute richten und neue Ziele setzen. Es bleiben nur unangenehme Erinnerungen, die nach und nach verblassen werden. In ähnlichen Situationen können sie, die eigene Familie und gute Freunde hilfreich im Abwägen um Entscheidungen ähnlicher Art zu Verfügung stehen.
Und vorher bitte immer kräftig quirlen, damit auch wirklich das Beste daraus wird...

copyright by GerdtrudWalter

Donnerstag, 31. Januar 2013

Eine Fußbank und Gänseblümchen

..... Zum Gedenken an eine liebenswerte und lebensfrohe alte Dame ....

Ich bin gern in meinem Garten und erhole mich dort. Bequem sitzen kann ich vorzugsweise, wenn ich meine Füße etwas höher lagere. Zwangsläufig brauche ich dann „Frau F...“. Das ist eine uralte handgearbeitete mit mittelbraunem Kunstleder bezogene Ritsche – auch Fußbank genannt. Sie ist sehr standhaft, hat die richtige Höhe und wackelt auch nicht. Es mutet meist eigenwillig an, wenn ich meinen Mann bitte, mal „Frau F...“ zu holen, aber alles auf dieser Welt hat einen Grund. Und das kam so: Ich habe sie, man höre und staune, aus Frau Fs... Nachlass erhalten. Und sie erhielt sie wiederum aus dem Nachlass ihres Vaters, und dieser hatte sie selbst gefertigt. Aber wer war Frau F...? Und warum heißt meine Fußbank so? Na gut, ich werde das Geheimnis lüften…
Tja, und wer war nun diese ominöse Frau?
Frau F... lernte ich 1996 kennen. Sie war eine meiner ersten Kundinnen in meiner selbständigen Tätigkeit als Haushaltshilfe. Ich habe sie und ihre kleine puppenstubenartige immer blitzsaubere Wohnung viele Jahre liebevoll betreut. Sie hatte in Erfurt keine Verwandten und freute sich riesig über meine Anzeige in der Zeitung. Ein Telefonat – und ich war bei ihr. Sie lud mich oft zum Kaffeetrinken oder Mittagessen ein, wenn ich gerade bei ihr arbeitete. Wir hatten bald ein sehr herzliches Verhältnis. Sie schüttete mir ihr Herz aus und ich erzählte ihr von meinem Leben, während ich Staub wischte, saugte, Gardinen wechselte und das Bad wienerte. Geheimnisse konnte ich nicht vor ihr haben, sie merkte sofort, wenn ich mal nicht gut drauf war und hinterfragte sanft meine Beweggründe. Auch ich wusste schon bei der Begrüßung an der Tür, welches Zipperlein sie wieder ereilt hatte. Sie konnte einfach keine Krankheit auslassen. Das Alter und die vielen Krankheiten machten ihr schwer zu schaffen, aber sie ließ sich nicht ärgern und schluckte geduldig alles, nicht nur ihre Pillen. Ihr Leben war nicht immer leicht gewesen: Der geliebte Mann im Krieg gefallen, das Kind – eine Tochter – allein aufgezogen, viel gearbeitet, viel erlebt. Der schwerste Schlag war für sie der Tod ihrer Tochter. Der Krebs hat sie im blühenden Alter von nur 20 Jahren aus dem gerade beginnenden Leben gerissen. Das hat bei ihr eine schwerheilbare Wunde und tiefe Trauer bis hin zu ihrem Tod hinterlassen. Frau F... hatte nur eine einzige Verwandte mit Mann und Tochter. Leider wohnten sie für Frau F... viel zu weit weg irgendwo im Thüringer Wald, wo die Leute so das „R“ so rollen beim Sprechen. Manchmal kam Besuch aus dem Thüringer Wald. Und sie telefonierte oft mit ihren Lieben. Sie half und unterstützte sie, wo sie nur konnte. Sie waren ja ihre einzigen Verwandten. So floss manche Mark in das Haus im Thüringer Wald. Aber Frau F... gab gern und freute sich, wenn sie helfen konnte. Es wäre denn auch nicht verwunderlich gewesen, stellt sie einmal fest, wenn bei dem Befehl an das Haus, alles heraus zu treten, was Frau F... finanziert hat, das Haus in sich zusammengefallen wäre. Ab und an besuchte sie ihre Angehörigen, dazu nutzte sie stets das Taxi und nahm meist auch ihren Wellensittich mit auf die Reise in den Thüringer Wald, wo er auf einen anderen Artgenossen stieß. Somit hatten beide Urlaub Frau F... und auch ihr Piepmatz.
Frau F... war eine trotz ihres Alters eine sehr selbstbewusste, energische und selbstbestimmende Dame. Sie war zutraulich wie ein Kätzchen, konnte aber auch ihre Krallen ausfahren und kämpfen. Sie reichte mir von der Größe her nur bis zur Schulter und hatte eine hagere Figur. Ihr faltiges knochiges Gesicht umspielten hellgraue Kaltwelle-Löckchen. Ihre hellen Augen schauten wachsam, freundlich und aufgeschlossen . Die Hände waren durch Arthrose in den Fingergelenken etwas gekrümmt und ungelenk. Sie kochte selbst und ging auch allein einkaufen. Sie ist für mich wie meine eigene Oma gewesen – liebevoll, freundlich, verständnisvoll. Sie war stolz darauf, dass sie sich so ohne Probleme eine Hilfe in Haushalt und eine Kameradin zugleich leisten konnte. Sie hatte gespart für solche Fälle. In ihrer Wohnung war alles auf ihre Größe ausgerichtet. So passierte es mir oft, dass ich mir den Kopf an der Lampe im Tiffani-Stil über der modernen braun gemusterten Sitzecke anstieß. Die Utensilien zum Kochen in der Küche waren auch alle klein, auf ihrer Höhe und auf einen Ein-Personen-Haushalt ausgerichtet. Eben alles puppenstubenmäßig. Auch die Essensportionen – alles Mini.
Sie liebte Wellensittiche, die sie „Bubbelchen“ nannte und denen sie das Sprechen beibrachte. Die Viecher konnten einzigartig die Stimme ihrer Besitzerin imitieren, Worte und kleine Sätze formulieren. Es passierte schon mal, dass ich mich verdutzt umdrehte, weil ich dachte, Frau F... stände hinter mir und spräche auf mich ein.
Sie war auch ein moderner Mensch. Die Wohnung bestückte sie nach notwendigem Umzug mit neuen modernen Möbeln und Gardinen. Alles musste sauber und chic sein.
Ein Mal besuchte mich Frau F... in unserem Garten. Sie freute sich riesig. Das Wetter stimmte, es gab Kaffee und Kuchen. Wir saßen lange, redeten und schauten in den Frühlingstag. Auf einem Teil unserer Wiese wuchsen unzählige Gänseblümchen – ein Meer aus tausend weißen Blütenköpfen. Frau F... mochte Gänseblümchen über alles. Und sie wünschte sich mal ein Gänseblümchen zu sein – so nach ihrem Tode.
Nun weilt Frau F... schon acht Jahre nicht mehr auf dieser Welt. Ich habe sie bis zu ihrem Tode begleitet. Sie hat mir vertraut und mir vieles aus ihrem Leben erzählt. Manches werde ich für immer in mir verschließen, denn nicht alles ist unbedingt auszuplaudern. Aber Einiges habe ich für sie hier aufgeschrieben und so versucht, ihr ein Denkmal zu setzen.
So heißt denn meine Fußbank auf die ich meine Füße setze „Frau F...“ und die Gänseblümchen in meinem Garten beinhalten auch ein Stück von ihr.

PS: Den richtigen Namen von Frau F... hier zu nennen, wäre respektlos. Sie hat aber wirklich gelebt und ich bin glücklich und stolz darauf, daß ich die Möglichkeit hatte, sie auf dem letzten Stück ihres insgesamt sehr bewegten Lebensweges begleiten zu dürfen.

copyrights 2012 by GerdtrudWalter